Vor vier Jahren hatte eine Freundin mich gefragt, ob wir nicht gemeinsam zum Laufen nach Österreich fahren wollen. Das war für mich aus Berlin eine total abwegige Idee. Was soll eine Flachlandtirolerin in den Bergen und das auch noch rennend?
Ich bin einige Straßenläufe gelaufen und hatte im Frühjahr 2013 auch einen Halbmarathon geschafft. Also von Ausdauer sollte das kein Problem sein. Ich suchte mir so ziemlich jeden Berg in Berlin um Berge zu trainieren und bin letztendlich auch im Spätsommer zum Women’s Trail gefahren.
Lange fragte ich mich worauf ich mich eingelassen hatte und zweifelte an mir.
Als ich dann damals beim Check-in ankam, wurde ich so herzlich empfangen, wie das in Berlin nicht möglich gewesen wäre. Die Crew war super nett und es fühlte sich wie Familie an. Die anderen Teilnehmerinnen vergrößerten diese tolle Gemeinschaft.
Beim Start nach Sonnenuntergang zum Silvia Nacht-Trail war es im Start-Block ganz ungewohnt. Ich kannte Gedränge und Geschupse sowie Run-Go-Run-Go-Passagen beim Start. Aber hier gab es Einzelstart im Abstand von 10 Sekunden und der Vorsprung war von den nachfolgenden Teilnehmerinnen im Nu aufgebraucht und meine Vorgängerin hatte sich schnell von mir entfernt. Erstmals erlebte ich, dass meine kleine Petzl Lampe nicht hell genug war, denn fernab von allen Lichtquellen war es richtig dunkel. Der Trail war erst sehr flach um dann richtig in die Vollen zu gehen. Für mich fühlte sich das an wie eine 500 Meter hohe Treppe, die man hoch rennen sollte. Als das geschafft war, ging es seicht bergab. Und nach 5 km war das Rennen auch zu Ende. Ich kam nicht als letzte ins Ziel, aber auf der Ergebnisliste war ich schon ganz hinten. Das Grillen danach stillte den Hunger und Durst und ließ den Abend nett ausklingen.
Am nächsten Morgen dann die lange Panorama Tour über die Almen und durch die Täler. Es war schön anzusehen und beim Laufen tat es fast nicht weh. Ein Vorteil hat es übrigens wenn man die letzte oder so ist, man hat immer Begleitung. Schließlich muss die Crew hinter mir auch immer gleich die Markierung entfernen. Das war recht unterhaltsam mit der Musik aus dem Rucksack. Die Verpflegung auf dem Weg ist auch sehr gut organisiert. Auch wenn man selbst Wasser und ein Riegel dabei haben sollte. Manchmal gibt es eine lange Durststrecke. Kurz vor Ende des Samstagslaufs holte ich dann noch die vorletzte Läuferin ein und wir liefen gemeinsam ins Ziel. Nach der Massage und dem Dinner ging es dann recht bald ins Bett. Man musste fit für den dritten Lauf am nächsten Tag sein.
Der Sonntag sollte für mich die Krönung werden. 12 km mit 1200 Höhenmetern hinauf auf den Wildkogel konnte ich mir nicht vorstellen, aber irgendwie hatte ich das sogar als vorletzte geschafft. Das war so eine schöne Strecke mit dem Blick auf den Großvendiger, dass ich im Ziel überglücklich war und ich fuhr total stolz nach Hause.
Weil ich das so toll fand, fuhr ich ein Jahr später wieder nach Neukirchen. Ich traf einige bekannte Gesichter wieder und auch viele liebe neue Bekanntschaften. Die Stecken waren ähnlich hatten aber ihren Reiz nicht verloren. Neben Massage, Dinner gab es noch Yoga und baden im Hauseigenen Pool.
Wieder war ich total begeistert und wollte wieder kommen und somit wurde ich zur Serientäterin.
Bei meinem dritten Mal wurde dann aber die Location gewechselt und ich war gespannt wie das in Zell am See und Kaprun werden sollte.
Als ich in Zell ankam war das wirklich wie nach Hause kommen. Die Start Zone genau am See war eine geniale Location.
Der Nachtlauf ging diesmal nicht erst beschaulich flach los, so dass man nicht auf die Idee kommen konnte, dass dies ein kleiner feiner fünfer in der Stadt ist. So steil wie es im Dunkeln hoch ging musste man auch wieder runter. Und wer hier keine ordentliche Lampe hatte, konnte leicht über die Baumwurzeln stolpern.
Am Samstag verlief die Strecke rund um den Zeller See. Die tolle Panorama Tour war am Ende etwas fies. Man konnte ja von jedem Aussichtspunkt das Ziel sehen und die Musik hallte über den See. Als man dann auf der Seepromenade lief, glaubte man gleich im Ziel zu sein, doch falsch gedacht. Man musste nochmal abbiegen und die fehlenden Höhenmeter einsammeln. Es ging durch kleine Pfade hoch hinaus und wieder runter, dann war man auch endlich da. Eine tolle Tour ging zu Ende. Am Nachmittag konnte man sich wieder massieren lassen, Yoga ausprobieren und nach einer Überraschung zum abschließenden Dinner gehen.
Die Meute am Sonntag wurde dann wie geplant in Kaprun auf die Strecke zum Kitzsteinhorn hoch geschickt. Oh was war das? Für mich eine halbe Stunde recht flach ohne nennenswerte Steigung ging es bis zum einzigen Verpflegungspunkt bei diesem Rennen los. Und dann kam die Steigung, in Serpentinen ging es in den Berg hinauf. Irgendwie mussten ja die ausgeschriebenen 1300 Höhenmeter überwunden werden. Was war ich froh mich doch für zum Mitnehmen der Stöcke entschieden zu haben. Man überquerte eine Alm und wieder konnte man das Ziel schon sehen. Die Mittelstation zum Gletscher hoch, aber das Ziel sehen heißt noch lange nicht im Ziel sein. Denn es ging nochmal um einen kleinen Berg herum. Dieser Lauf war echt anstrengend und brachte mich an meine Grenzen. Vor allem hatte sich mein leichtes Halskratzen in Halsschmerzen entwickelt. Aber ich schaffte es auch diesmal als letzte ins Ziel und war stolz und glücklich.
Ich wollte in 2016 wieder kommen. Aber leider wurde der Event ausgesetzt. Die Motivation dafür zu trainieren war davon geflogen und dies zog sich das ganze Jahr hin. Ich war traurig, denn die anderen Events sind mir alle zu lang. Mehr als Halbmarathon-Equivalente Läufe möchte ich nicht laufen, deshalb war der Women’s Trail genau richtig. Viele liebe nette Leute, eine tolle Crew, tolle Sponsoren und engagierte Lokalpatrioten, all das ist der Women’s Trail.
Zum Ende des Jahres 2016 wurde ein Lichtblick auf Facebook gepostet und ich hatte wieder ein Ziel. In 2017 sollte wieder ein Women’s Trail stattfinden. Ich war gespannt und voller Erwartung. Ich komme gern wieder.
Nun sind es nur noch wenige Wochen bis zum Tag x. Mein Training läuft gut, die Berge werden jetzt auch wieder mit eingebaut.
Wir sehen uns in den Bergen
Hier noch meine Blockbeiträge von den vergangenen Events: