Mein erstes Mal

Heute war es so weit, ich wollte meinen ersten Halbmarathon laufen. Dafür hatte ich den ganzen Winter hart trainiert und ich hatte als Hauptziel „Ankommen“. Sollte ich das dann noch unter 3 Stunden schaffen, wäre ich mächtig stolz auf mich selbst.

Ich war schon die ganze Woche sehr aufgeregt und für mich war heute Morgen gegen 6 Uhr die Nacht vorbei. Das waren leider nur 6,5 Stunden Schlaf. Aber was soll es. Da ich nicht mehr schlafen konnte, bin ich dann um 7:30 (statt Wecker 7:45 Uhr) aufgestanden. Mit Frühstück aus 2 Toastscheiben mit Frischkäse, Apfelschorle und einer schönen Schokoladenmilch saß ich dann kurz nach halb 9 in der U-Bahn zum Alex. An jeder Station füllte diese sich mit so vielen Läufern, dass ab Wittenbergplatz die nur noch stehen konnten.

Am Start war ich mit den Läuferinnen und Läufern aus der Trainingsgruppe verabredet und wir bekamen nochmal ein „das schafft ihr“ auf den Weg. Irgendwie hatte es aber Caro noch nicht geschafft und wir versuchten mit der modernen Kommunikation uns zu finden. Doch irgendwie war das Netz von 30000 Leuten, die gleichzeitig irgendwas machen wollen, total überlastet. Durch Zufall hatte ich sie dann doch gesehen, weil sie zumindest meine Nachrichten gelesen hatte und sie somit in die Richtung kam.
Es war an der Zeit, dass man sich in den Startblock drängeln konnte und das machten wir dann auch. Der Start erfolgte in 3 Wellen und es dauerte für den Block E bis 10:30 Uhr mit dem Start. Damit war meine Planung 10 Minuten im Verzug. Aber nicht so schlimm.

Nun begann die Sightseeing-Tour vorbei am Dom, durch das Brandenburger Tor, der Goldelse, Schloss Charlottenburg, KaDeWe, Potsdamer Platz, Check Point Charlie, zurück zum Alex.

Der erste Kilometer war mit einem 7er Schnitt viel zu schnell. Ab Kilometer 3 pendelten wir uns in ein Tempo um 7:50 min/km ein.

Ich finde es immer total toll, dass so viele Samba-Bands und sonstige Musiker an der Strecke stehen. Und am Richard-Wagner-Platz steht immer eine Gruppe Indianer, die eine schöne chillige Musik spielen.

Bei km 8 stand mein erster Fan und feuerte mich an. Erst dachte ich, sie steht gar nicht da. Und ich hatte mir schon ausgemalt, sie am Montag anzurufen. Aber dann sah ich sie. Freudestrahlend jubelte sie mir zu.

Weiter ging es zum U-Bahnhof Sophie-Charlotte-Platz, denn dort wartete eine Freundin mit meinem Mann.

Die Band die dort stand soll auch echt super gewesen sein, ich hatte davon nur wenig mitbekommen. Kurz danach war Halbzeit und die Matte für die Zwischenzeit musste überquert werden. Das Tempo von etwa 7:50 min/km hielten wir auch bis zur Hälfte und da merkte ich dann auch langsam, dass das vorsorgliche Blasenpflaster nicht geholfen hatte.

Auf dem Ku’damm war die Stimmung echt klasse und bis zum Neuen Kranzlereck hatte ich schon wieder vergessen, dass dort weitere Freundinnen von mir standen. Aber ich hatte mich sehr darüber gefreut. Kurze Zeit später hörte ich wieder „Silke, Silke“-Rufe, aber ich fühlte mich nicht wirklich angesprochen, weil ich am Wittenbergplatz mit niemanden gerechnet hatte. Doch die Stecke liegt so gut auf dem Weg mit der U-Bahn, dass mein Mann mit meiner Freundin dort schon wieder stand. Das war vielleicht eine Überraschung.
Caro rief den beiden zu „beeilt euch wir sind gleich am Potsdamer Platz“. Und weiter ging’s.

Jetzt kam ich an dem Punkt, wo ich mich noch nie zuvor im Training befunden hatte. Meine weiteste Strecke im Vorbereitungstraining war 14 km und generell war ich durch ein Verlaufen im Grunewald mal 16,5 km gelaufen. Die Bands an der Stecke wurden immer besser.

Am Checkpoint Charlie war die Stimmung unglaublich. Und ich bin gespannt was aus dem Foto von dort geworden ist.
Langsam wurde es schwer und das Tempo hatte sich schon deutlich reduziert. Im Schnitt liefen wir jetzt nur noch mit einem Tempo von 8 Minuten pro Kilometer. Und Caro musste den Tribut des hohen Anfangstempos und der fehlenden langen Läufe zahlen und ein Stück gehen.

Ich genoss die Sonne und war total glücklich, dass ich es schon so weit geschafft hatte. Die Wehwehchen, die sich jetzt einstellen, zeigten mir, dass es anstrengend war. Ich merkte meinen Po, im Knie zwickte auch etwas. Was mich aber nervte, war die Blase unter der Fußsohle, die ich mit dem Blasenpflaster nicht hatte vorbeugen können.
Plötzlich hörte ich wieder Rufe mit meinem Namen an der Strecke und ich war überrascht Fan Nummer 1 wieder zusehen. Das war dann bei km 20. So kurz vor dem Ziel war das aufbauend.

Am Alexa registrierte ich, dass nicht mehr viele hinter mir sein müssen weil es dort an der Seite total leer war. Und da stand er wieder mein Liebster und meine Freundin auch. Beide machten Fotos und erst später realisierte ich, das Tanja rasende Reporterin war und die Updates an unsere gemeinsamen Freunde gesandt hatte.

Nun war es nicht mehr weit nur noch einmal um Eck. Aber es war noch nicht geschafft.

Ich freute mich aber so sehr das Schild 21 zu sehen, dass mir die Tränen in dis Augen schossen und ich anfing zu hyperventilieren. Das bekam ich aber glücklicher Weise wieder in Griff und auf der Uhr über dem Ziel stand etwas von 3:22:19.

Also war ich unter 3 Stunden geblieben. Und mindestens eine halbe Stunde vor dem Besenbus.

Diese Erkenntnis füllte mich so sehr mit Stolz, dass ich bestimmt den ganzen Weg nach Hause ein Grinsen im Gesicht hatte.
Ursprünglich wollte mich erst wieder herstellen und dann essen gehen, aber die Beine schmerzten sehr, so dass ich mir ein weiteres Mal die 4 Stockwerke hochlaufen bzw. das erneute hinunterlaufen nicht vorstellen konnte. Also gingen wir erst essen und dann nach oben.
Ich entspannte mich in der Badewanne.

Damit wurde dieses Ereignis bei ziemlich guten Wetter mit Sonne bei etwa 10 Grad Celsius abgeschlossen.

Die Trophäen, die ich davon getragen hatte:
Ein individuelles T-Shirt mit meiner Startnummer
Eine Medaille
Eine Blase unter der Fußsohle
Einen Sonnenbrand im Gesicht

Offizielle Zahlen:
Platz (M/W) 7706
Platz (AK) 937
Platz (Gesamt) 22022
Zielzeit (Netto) 02:53:29

Anhand der Statistik kamen noch 3821 hinter mir ins Ziel und 242 sind nicht angekommen.

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1 Antwort zu Mein erstes Mal

  1. Kathrin sagt:

    Toller Blog, Silke und nochmal: HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH!! Du hast dir die Medaille mehr als verdient- eine tolle Erinnerung an deinen ersten HM hier in Berlin 🙂 Und wer weiß, vielleicht folgen jetzt noch viele weitere…?

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